Klarinette und Klavier
Berg
/Piú tranquillo
Johannes Brahms (1833 – 1897) Sonate für Klarinette und Klavier, Es-dur, op. 120 Nr. 2, komponiert 1894 Allegro amabile Allegro appassionato Andante con moto/Allegro/Piú tranquillo
Brahms hatte mit dem Streichquintett op. 111 – die Opuszahl, die Beethovens letztes vollendetes Werk trug – sein Lebenswerk für abgeschlossen gehalten (op. 112 und 113, die 1891 folgten, waren größtenteils Zusammenstellung älterer und kleinerer Vokalwerke). Aber der Vorsatz, nichts mehr zu schreiben und sein Haus zu bestellen, wurde zunichte, als der Komponist im März 1891 in während seines Aufenthalts in Bad den außergewöhnlichen Klarinettisten Richard Mühlfeld kennen lernte. Der Eindruck von Mühlfelds Spiel, den Brahms den besten Meister seines Instruments und wegen seines besonders schönen und weichen Tons das Fräulein Klarinette nannte, muss außerordentlich gewesen sein. Aufgrund dieser Bekanntschaft entstanden das Klarinettentrio op. 114, das Klarinettenquintett op. 115 und die beiden Klarinettensonaten op. 120. Bei der Uraufführung des Klarinettentrios, die im selben Jahr stattfand, spielten Brahms, Mühlfeld und Robert Hausmann. Die Es-Dur-Klarinetten-Sonate von Johannes Brahms unterscheidet sich von ihrem Schwesterwerk in f-moll nicht nur durch ihre gänzlich andere und gänzlich unorthodoxe Form, sondern auch dadurch, dass in ihr der klangliche Vordergrund eine weit größere Rolle spielt, ohne dass deshalb die Verfahren der entwickelnden Variation in den Hintergrund treten. Das Klarinettentrio ist ein fast asketisches Werk, das mit einer auch beim späten Brahms ungewöhnlichen Konsequenz aus zwei Grundmotiven – einer Terzenkette, die steigend und fallend auftritt, und einer chromatisierten Sekundbewegung – entwickelt ist und das mit ebensolcher Konsequenz den Charakter eines ruhigen, tief nachdenklichen, fast entrückten „Gesprächs“ der Instrumente (und damit eine ursprünglich aus dem Streichquartett abgeleitete Grundidee klassisch-romantischer Kammermusik) festhält.
Camille Saint-Saëns
(1835 – 1921)
Sonate für Klarinette und Klavier op. 167,
Es-Dur
Allegretto Allegro animato Lento Molto allegro. Allegretto
Jean Françaix (1912-1997) "Tema con variazioni" für Klarinette und Klavier, komponiert 1974 ca. 8' Als Sechzigjähriger verfasste Francaix ein "Thema mit Variationen", ein veritables "show-piece", für seinen Enkelsohn Olivier. Die Klarinettenkoposition ist ein kleines konzises Meisterwerk voller Spiel- und Lebensfreude und entstand als Auftragswerk für das Pariser Conservatoire, an dem er selbst einst studiert hatte. Das Klaviervorspiel (Largo) eröffnet die Vorstellung des D-Dur-Themas mit einem rufartigen Motiv (Quartsprung aufwärts / Terzfall abwärts), über das in der Partitur die Silbenfolge "O-li-vier" gedruckt ist. Einmal vom Solisten aufgegriffen und abgewandelt, entspinnt sich ein geschwinder Moderato-Satz, von vierstimmigen, stampfenden Klavierachteln geprägt. Alle sechs Variationen kontrastieren hinsichtlich Vortragsbezeichnungen, Tempo und Ausdrucksgehalt erheblich und bieten dem Solisten reichhaltige Entfaltungsmöglichkeiten.
Claude Debussy (1862 - 1918)
Première Rhapsodie pour Clarinette et Piano, komponiert 1909/1910 Rêveusement lent
Alban Berg (1885-1935) 4 Stücke op. 5 für Klarinette und Klavier, komponiert 1913
Francis Poulenc (1899 - 1963) Sonate für Klarinette und Klavier, komponiert 1962
Ernst Krenek (1900-1991) Suite für Klarinette und Klavier, komponiert 1955
John Cage (1912 – 1992) 4’33’’, komponiert 1952 bzw. 1962 Tacet, any instrument or combination of instruments. I TACET II TACET III TACET
John Cage wurde am 5. September 1912 in Los Angeles, Kalifornien, geboren und starb am 12. August 1992 in New York. Er studierte Geisteswissenschaften am Pomona College. Zu seinen Kompositionslehrern zählten Henry Cowell und Arnold Schönberg. Cage war gewähltes Mitglied der National Academy und des Institute of Arts and Letters der USA und wurde sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Europa mit zahllosen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet. Er erhielt Kompositionsaufträge von den bedeutendsten Konzertveranstaltern der Welt und nahm bis zuletzt an vielen Veranstaltungen aktiv teil. Die stimulierende Wirkung, die Cages Werk auf die Musik und Kunst des 20. Jahrhunderts ausübte, und die Folgen seines Schaffens können kaum ermessen, geschweige denn kritisch beurteilt werden. Unbestritten ist, daß die Entwicklungen in der Musik unserer Zeit ohne Berücksichtigung seiner Musik und seiner Ideen nicht verstanden werden können. Die Erfindung des präparierten Klaviers und seine Arbeit mit Schlaginstrumenten führten ihn zur Entdeckung und Erforschung einzigartiger und faszinierender Möglichkeiten, die zeitliche Dimension von Musik zu strukturieren. Er ist allgemein anerkannt als Initiator und führende Figur auf dem Gebiet der indeterminierten Komposition mit Hilfe von Zufallsoperationen. Diese kurzen Notizen mögen ergänzt werden durch ein Zitat von Arnold Schönberg, der über Cage gesagt hat, er sei ein "Erfinder des Schöpferischen". Da während 4'33'' kein einziger Ton gespielt wird, handelt es sich um ein sehr eigenartiges Musikwerk, welches die Definition der Musik an sich hinterfragt. Als noch zugespitzter kann Cages weniger bekanntes 0'00" gelten, welches nicht einmal mehr in der Zeit, sondern nur noch im Programmheft stattfindet. Seine Aufführung ist nicht mehr wahrnehmbar. Die gesamte Komposition in drei Sätzen, ohne Noten; alle Anweisungen beschränken sich auf Tacet: In einer Anmerkung fügt Cage noch hinzu, dass der Titel die Gesamtdauer der Aufführung in Minuten und Sekunden ist, und dass das Werk beliebig lange dauern kann: Sogar der Titel kann also variieren und geht in der bekannten Form lediglich auf die Uraufführung zurück (siehe dort). Außerdem kann das Stück von jeder Anzahl und Kombination von Instrumenten aufgeführt werden. In den späten 1940er Jahren besuchte John Cage die echofreie Kammer der Universität Harvard. Eine echofreie Kammer ist so konstruiert, dass die Wände, die Decke und der Boden keinerlei Geräusche zurückwerfen; dazu sind solche Räume oft fast vollkommen schalldicht. Cage betrat den Raum und erwartete, rein gar nichts zu hören – aber er schrieb später:
Ob diese Erklärung der Tatsache entspricht oder nicht, Cage begab sich an einen Ort, wo er kein Geräusch erwartete – und trotzdem solche hörte.
Diese Erfahrung führte, zusammen mit vielen weiteren Erfahrungen, u. a. der Beschäftigung mit den Bildern Rauschenbergs, zu 4'33".
Witold Lutoslawski (1913-1994) "Dance Preludes" für Klarinette und Klavier, komponiert 1954
Helmut Eder (1916 - 2005) Sonatine op. 34, Nr. 5 für Klarinette und Klavier, komponiert 1965
Friedrich Cerha (*1926) Fünf kleine Stücke op. 68 für Klarinette und Klavier, komponiert 1964
Krzysztof Penderecki (*1933 ) 3 Miniaturen für Klarinette und Klavier, komponiert 1956
"Aphorismen" für Klarinette und Klavier, komponiert 1970
Rudolf Jungwirth (*1955)
„qui biberit aquam“
für Klarinette in B (Bassklarinette) und präpariertes Klavier, komponiert
2000
Herbert Willi (*1956) "Froher Gesang" für Klarinette und Klavier, komponiert 1983
Johannes Prischl (*1962) Music for Ears Nr. 6, für Klarinette und Klavier (UA), komponiert 1997
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