TRIO Spektren


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Gerhard Hofer - Klavier

Werner Mayrhuber - Klarinette

Elisabeth Ragl - Violoncello

Trios von

Beethoven - Schmidinger - Brahms

 

Ludwig van Beethoven (1770-1827)

Trio B-Dur op.11 für Klarinette, Violoncello und Klavier, "Gassenhauer-Trio", komponiert 1798

Allegro con brio
Adagio
Thema und Variationen über "Pria ch'io l'imegno"

ca. 20'

Helmut Schmidinger (*1969)
Gesang zwischen den Stühlen, eine sachliche Romanze für Klarinette, Violoncello, Klavier komponiert 2001, Uraufführung: TRIO Spektren: 4. 3. 2002, Brucknerhaus Linz

 

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Johannes Brahms (1833 - 1897)
Trio für Klavier, Klarinette und Violoncello, a-moll, op. 114, komponiert 1891
Allegro - Adagio - Andantino grazioso - Allegro

 

Mozarts "demokratische" Vorgabe dreier gleichberechtigt miteinander konzertierender Partner, sein "Kegelstatt-Trio", wird zwölf Jahre später von dem 27jährigen Ludwig van Beethoven aufgegriffen. Auch er fühlte sich herausgefordert, ein Tasteninstrument, ein Streich- und ein Blasinstrument in einem Trio zu verbinden, und auch er schrieb später - aus den gleichen pragmatischen Gründen wie Mozarts Verleger - die Klarinettenstimme in eine Violinstimme um. "Gassenhauer-Trio" wird dieses frühe Werk allgemein genannt, nur nicht von Beethoven selbst. Angeblich soll er gar nicht gewusst haben, dass das Thema des Schlusssatzes eine zum Gassenhauer gewordene Melodie aus der komischen Oper "L'amor marinaro", zu deutsch "Der Corsar oder Die Liebe unter den Seeleuten" von Joseph Weigl war. Das ist unwahrscheinlich, denn sie erfreute sich in Wien großer Beliebtheit. Gerade diese Melodie des Terzetts "Pria ch'io l'impegno" wurde von etlichen komponierenden Zeitgenossen für Klaviervariationen verwandt.

 

Helmut Schmidinger (29. 12. 2001): Der Titel dieses Stückes spielt auf zumindest zwei verschiedene Ebenen an. Die erste Ebene ist eine gleichsam außermusikalische, programmatische. "Denn der angestammte, der ordentliche Platz eines Autors ... ist der Platz zwischen den Stühlen", beschreibt Siegfried Lenz 1965 den "Sitzplatz eines Autors" mehr als treffend. Außerdem ist der "Gesang zwischen den Stühlen" Titel einer Gedichtsammlung Erich Kästners, bei dem ich mir mit dem Gedichttitel "Sachliche Romanze" auch den Untertitel meines Werkes "ausgeborgt" habe. An dieser Formulierung inspiriert mich der scheinbare Widerspruch, der doch meinem kompositorischen Selbstverständnis sehr weit entgegen kommt. Die zweite Ebene ist eine "innermusikalische". Den "Gesang" zwischen zwei formal klar gegliederten Teilen einer Oper nennt man Rezitativ, das in der Regel rhythmisch ungleich flexibler gestaltet werden kann. In den sieben in diesem Werk vorkommenden Rezitativen habe ich versucht, die rhythmisch strenge Fixierung etwas aufzulösen, um den Interpreten wieder mehr Freiheiten in der Ausführung zurückzugeben. Umschlossen werden diese Rezitative von 4 Trios, die ihrerseits traditioneller Weise wiederum Satzbezeichnungen von Einschüben darstellen. Bedingt durch diese historisch "schwer belastete" Besetzung (Beethoven, Brahms, ...) habe ich die Tonfolge zweier Takte aus Brahms op. 114 (II, Satz, T. 11f., Klar.) als Grundlage einer (nicht 12tönigen) Reihe genommen.

 

Johannes Brahms hatte mit dem Streichquintett op. 111 – die Opuszahl, die Beethovens letztes vollendetes Werk trug – sein Lebenswerk für abgeschlossen gehalten (op. 112 und 113, die 1891 folgten, waren größtenteils Zusammenstellung älterer und kleinerer Vokalwerke).

Aber der Vorsatz, nichts mehr zu schreiben und sein Haus zu bestellen, wurde zunichte, als der Komponist im März 1891 in während seines Aufenthalts in Bad den außergewöhnlichen Klarinettisten Richard Mühlfeld kennen lernte. Der Eindruck von Mühlfelds Spiel, den Brahms den besten Meister seines Instruments und wegen seines besonders schönen und weichen Tons das Fräulein Klarinette nannte, muss außerordentlich gewesen sein. Aufgrund dieser Bekanntschaft entstanden das Klarinettentrio op. 114, das Klarinettenquintett op. 115 und die beiden Klarinettensonaten op. 120.

Bei der Uraufführung des Klarinettentrios, die im selben Jahr stattfand, spielten Brahms, Mühlfeld und Robert Hausmann.

Die Es-Dur-Klarinetten-Sonate von Johannes Brahms unterscheidet sich von ihrem Schwesterwerk in f-moll nicht nur durch ihre gänzlich andere und gänzlich unorthodoxe Form, sondern auch dadurch, dass in ihr der klangliche Vordergrund eine weit größere Rolle spielt, ohne dass deshalb die Verfahren der entwickelnden Variation in den Hintergrund treten.

Das Klarinettentrio ist ein fast asketisches Werk, das mit einer auch beim späten Brahms ungewöhnlichen Konsequenz aus zwei Grundmotiven – einer Terzenkette, die steigend und fallend auftritt, und einer chromatisierten Sekundbewegung – entwickelt ist und das mit ebensolcher Konsequenz den Charakter eines ruhigen, tief nachdenklichen, fast entrückten „Gesprächs“ der Instrumente (und damit eine ursprünglich aus dem Streichquartett abgeleitete Grundidee klassisch-romantischer Kammermusik) festhält.