TRIOS für Klarinette -
Violoncello - Klavier
Ludwig van Beethoven (1770-1827) Trio B-Dur op.11 für Klarinette, Violoncello und Klavier, "Gassenhauer-Trio", komponiert 1798
Allegro con brio
Mozarts "demokratische" Vorgabe dreier gleichberechtigt miteinander konzertierender Partner, sein "Kegelstatt-Trio", wird zwölf Jahre später von dem 27jährigen Ludwig van Beethoven aufgegriffen. Auch er fühlte sich herausgefordert, ein Tasteninstrument, ein Streich- und ein Blasinstrument in einem Trio zu verbinden, und auch er schrieb später - aus den gleichen pragmatischen Gründen wie Mozarts Verleger - die Klarinettenstimme in eine Violinstimme um. "Gassenhauer-Trio" wird dieses frühe Werk allgemein genannt, nur nicht von Beethoven selbst. Angeblich soll er gar nicht gewusst haben, dass das Thema des Schlusssatzes eine zum Gassenhauer gewordene Melodie aus der komischen Oper "L'amor marinaro", zu deutsch "Der Corsar oder Die Liebe unter den Seeleuten" von Joseph Weigl war. Das ist unwahrscheinlich, denn sie erfreute sich in Wien großer Beliebtheit. Gerade diese Melodie des Terzetts "Pria ch'io l'impegno" wurde von etlichen komponierenden Zeitgenossen für Klaviervariationen verwandt.
Michael Glinka (1804 - 1857)
"Trio pathétique",
d-moll, komponiert 1832
"Drei Stücke" für Klarinette, Violoncello und Klavier
Klarinettentrio, op. 114, komponiert 1891 Allegro Adagio Andantino grazioso Allegro
Brahms hatte mit dem Streichquintett op. 111 – die Opuszahl, die Beethovens letztes vollendetes Werk trug – sein Lebenswerk für abgeschlossen gehalten (op. 112 und 113, die 1891 folgten, waren größtenteils Zusammenstellung älterer und kleinerer Vokalwerke). Aber der Vorsatz, nichts mehr zu schreiben und sein Haus zu bestellen, wurde zunichte, als der Komponist im März 1891 in während seines Aufenthalts in Bad den außergewöhnlichen Klarinettisten Richard Mühlfeld kennen lernte. Der Eindruck von Mühlfelds Spiel, den Brahms den besten Meister seines Instruments und wegen seines besonders schönen und weichen Tons das Fräulein Klarinette nannte, muss außerordentlich gewesen sein. Aufgrund dieser Bekanntschaft entstanden das Klarinettentrio op. 114, das Klarinettenquintett op. 115 und die beiden Klarinettensonaten op. 120. Bei der Uraufführung des Klarinettentrios, die im selben Jahr stattfand, spielten Brahms, Mühlfeld und Robert Hausmann. Die Es-Dur-Klarinetten-Sonate von Johannes Brahms unterscheidet sich von ihrem Schwesterwerk in f-moll nicht nur durch ihre gänzlich andere und gänzlich unorthodoxe Form, sondern auch dadurch, dass in ihr der klangliche Vordergrund eine weit größere Rolle spielt, ohne dass deshalb die Verfahren der entwickelnden Variation in den Hintergrund treten. Das Klarinettentrio ist ein fast asketisches Werk, das mit einer auch beim späten Brahms ungewöhnlichen Konsequenz aus zwei Grundmotiven – einer Terzenkette, die steigend und fallend auftritt, und einer chromatisierten Sekundbewegung – entwickelt ist und das mit ebensolcher Konsequenz den Charakter eines ruhigen, tief nachdenklichen, fast entrückten „Gesprächs“ der Instrumente (und damit eine ursprünglich aus dem Streichquartett abgeleitete Grundidee klassisch-romantischer Kammermusik) festhält.
Acht Stücke, Op. 83,
op. 83 komponiert, 1908/09
Der Komponist Max Bruch wurde am
6. Januar 1838 in Köln geboren. Nach einer musikalischen Grundausbildung durch
seine Mutter erhielt er von 1853 bis 1857 ein Stipendium der Mozartstiftung.
Anschließend arbeitete er als Musiklehrer in Köln und unternahm ab 1861
Studienreisen, unter anderem nach Berlin, Wien, Dresden und München. Von 1865
bis 1867 war er Musikdirektor in Koblenz, später Hofkapellmeister in
Sondershausen, Dirigent des Stern'schen Gesangsvereins in Berlin und der
Philharmonic Society in Liverpool, Leiter des Breslauer Orchestervereins und der
akademischen Meisterschule an der Kompositionsabteilung der Berliner Akademie.
Der Schwerpunkt in Bruchs kompositorischen Schaffen liegt in großen
Chor-Orchester-Werken. Max Bruch starb am 2. Oktober 1920 in Berlin.
Trio B-Dur für Klarinette, Violoncello und Klavier, op. 29, komponiert 1887
Wilhelm Berger (1861 - 1911)
Carl Frühling (1868 - 1937) Trio a-moll, op. 40, Erstdruck 1925
Alexander Zemlinsky
ist der Meister der Nuance, des inhaltlichen Niveaus, der Virtuose der
filigranen Strukturierung, die sich mit den Maeterlinck-Gesängen op. 13 (1910 -
13) trotz aller Verborgenheit in einer doch noch tonalen Konzeption kühn
durchsetzt. Nicht umsonst ist Schönberg, der Zemlinkskys Schwager wurde, bei ihm
in die Schule gegangen. Der Brahms-Gestus des jungen Zemlinsky sollte wie ein
Mantel verstanden werden, dessen Abstreifen im Klarinettentrio komponiert wird.
Es entsteht damit schon im Ansatz bei aller Evokation Brahms'scher Klänge ein
kritisches Hinterfragen, das sich darin ausdrückt, dass endlich doch alles
anders ist als bei Brahms. Es tritt ein zart obliques Moment ein, als sei alles
auf einmal verschoben, geradezu leicht schief. Zunächst möchte man noch
böhmische Dvorak-Klänge als Einfluss vermuten, möchte den weitgespannten
Dreisätzer als Erweckung des monumentalen Zugriffs lesen, der dem jungen Brahms
eigen war - als solle aus der Verklärtheit des Brahms'schen Spätstils sozusagen
das Passionierte neu erweckt werden. Wir lesen im Kopfsatz die Anweisung "Mit
Schwung und Wärme", hören massive Akkordik, orchestralen Satz, reiche
Vorhaltbildungen, pompöse Finalfloskeln. Dagegen weist der Satz jedoch von innen
metrisch wie tonal eine unerhörte Instabilität auf, verunsichert den
Erwartungshorizont des Hörers durch fremdartige Wendungen, die Gang und Gestalt
des Werkes grobmaschig nicht verändern, sondern jenen Eindruck des Obliquen von
innen her ausmachen. Das gilt für den Mittelsatz ebenso wie für das Finale, das
durchaus konventionell pathetisch klingt, dynamische Extreme auskostet und
äusserlich wirkt, im Innengeschehen aber satztechnisches Raffinement zeigt, das
wiederum auf Sublimes aus ist: Man denke nur in der Reprise, nach der Wiederkehr
des Hauptthemas, an jene Melodie, die aus den Kerntönen des Hauptthemas gebaut
ist und dasselbe sozusagen in seiner Angriffigkeit (oder typischen
Final-Konventionalität) differenziert. Ähnliches ist auch im Mittelsatz zu
finden, der seine "spätromantische Melodienseligkeit, oft in Sexten und Terzen
geführt" ungebrochen auslebt, nicht jedoch ohne den kritischen Kontrast des
Mittelteils "mosso con fantasia", der das Expressive mit chromatischen Exzessen
auf die Spitze treibt und so das Ganze wieder instabil werden lässt. Dieses
Moment des Instabilen, das an Brahms' offenen Strukturen radikal anschließt und
sie thematisiert, mag das Charakteristikum von Zemlinskys progressivem
musikalischem Denken sein, das Schönberg dann provozierend systematisierte. So
ist beim traditionellen Kostüm Zemlinskys Klarinettentrio ein Werk des
verhüllten Aufbruchs.
"Triominiaturen" für Klarinette, Violoncello und Klavier, komponiert 1920 Rêverie. Molto adagio - Op. 18 Nr. 3 Humoreske. Allegro ma non troppo - Op. 18 Nr. 7 Élégie. Andante cantabile - Op. 18 Nr. 6
Danse phantastique. Quasi Valse
lente - Op. 24 Nr. 2
Der schweizerisch/russische Komponist Paul Juon wirkte als Kompositions- und Theorielehrer in Berlin. Er wurde er von Zeitgenossen gerne als der "russische Brahms" bezeichnet. Die "Triominiaturen" sind eine Bearbeitung eines Klavierwerks aus dem Jahr 1901 von Juon selbst. Sie weisen durch ihre Titel auf die Tradition der Charakterstücke: Rêverie, Humoreske, Élégie, Danse phantastique.
Trio a-moll für Klarinette, Violoncello und Klavier, komponiert 1901
Nino Rota (1911 - 1979) Trio per clarinetto, violoncello e pianoforte, komponiert 1973
Allegro (quasi in 1)
Bekannt wurde Nino Rota nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem als Verfasser von Filmmusik insbesondere für Federico Fellini, mit dem er ab 1952 zusammenarbeitete. Außerdem schrieb er Filmmusik für so bekannte Regisseure wie Luchino Visconti, Francis Ford Coppola, Lina Wertmüller oder Franco Zeffirelli. Im 1973 komponierten Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier kommen jene Seiten zum Ausdruck, die den Zauber seiner Filmmusik ausmachen: So kann man z. B. im langsamen Satz in eine Traumlandschaft eintauchen. Im letzten Satz ist die Szenerie eines Jahrmarktes nicht weit...
"Vögel" für Klarinette, Cello und Klavier, komponiert 1988
Wlodzimierz Kotonski blieb der
elektroakustischen Musik von der ersten Komposition treu - ETIUDA NA JEDNO
UDERZENIE W TALERZ / ETÜDE FÜR EINEN BECKENSCHLAG, 1959); auf die Liste
prominenter Errungenschaften dieses Genres setzte er Werke wie ALEA (1970),
SKRZYDLA / DIE FLÜGEL, 1973), ANTIPHONAE (1989), mit der Zeit griff er auch zu
Möglichkeiten des Computerstudios. Die elektroakustische Musik hat jedoch das
Schaffen ihres Wegbereiters in Polen nicht dominiert. Die 70er Jahre bringen
auch bei Kotonski einen Paradigmawechsel mit sich - eine Wende zum
"romantisierenden" Ton und zu eigenartiger Euphonie.
ca. 45'
Friedrich Cerha (*1926)
Fünf Stücke für
Klarinette in A, Violoncello und Klavier, komponiert
Uraufführung v
Tempo di Tango ca. 2,5'
Sowohl durch Gidon Kremer als auch durch Yehudi Menuhin wurde sein "Tango pathétique" zum Erfolgsstück: ein rhythmisch akzentuiertes kurzes Stück, aber was wäre ein Tango, wenn er nicht auch melancholisch wäre...
Wolfgang
"Chiffre IV" für Bassklarinette, Violoncello & Klavier, komponiert 1983/84)
"TRIALOG" für Klarinette, Violoncello und Klavier, komponiert 2001/2002 I. Achtel = ca. 120 II. Insistente (Viertel = ca. 88) III. SPIEL (Viertel = ca. 60) IV Tranquillo possibile (Viertel = ca. 40) V Inquieto (Viertel = ca. 120) VI FANTASIA QUASI UNISONA (Viertel = ca. 60) VII ABGESANG (Viertel = ca. 50)
Der Komponist schreibt über sein Werk TRIALOG: Allerdings liegt es mir fern, auch nur im Ansatz auf diese klassischen Vorbilder zu verweisen. Programmatisch wichtig ist mir vielmehr die aphoristische Form, die den sprachlichen Charakter betonen will - das Monologische, Dialogische, "Trialogische". Die Klangbilder sind gleichsam graphisch-zeichenhaft angelegt. Nichts auf den ersten Eindruck zwingend Verbindendes und doch ein ständiges aufeinander Bezug nehmen. Sieben Sätze, die durch ihre Kürze, ihre mitunter (deutlich) betonte Gestik nicht zuletzt auch Lakonik vermitteln wollen - soweit sich dieser Begriff ins Musikalische übertragen lässt. Das Stück entstand für das Trio Meyer, Schiff und den Pianisten Stefan Vladar, das wegen seiner ebenso fulminanten wie innigen Musikalität inspirierend auf die kompositiorische Arbeit gewirkt hat. So wird auch immer wieder eines der Instrumente in den Vordergrund gerückt, um dann einer Duo- oder Trio-Konstellation zu weichen. Der teilweise unvermittelte Wechsel, die Abwechslung werden thematisiert, wirken sich stilistisch ebenso wie auf dei Art der Klangerzeugung aus.
"fragmente. drei
stücke für klarinette, violoncello und klavier", komponiert
"A
Friday Night in August",
Trio for Clarinet, Piano and Violoncello
"Gestural
Variations" für Klarinette, Violoncello und Klavier, op. 43 a, komponiert
1997/99
Graham Waterhouse,
geboren 1962, stammt aus einer Londoner Musikerfamilie. Seine Ausbildung erhielt
er an der Cambridge University (Komposition und Musikwissenschaft) und an der
Folkwang-Hochschule in Essen (Violoncello, Dirigieren, Klavier). Zu seinen
Lehrern gehören Maria Kliegel und Young-Chang Cho (Violoncello) sowie Hugh Wood,
Robin Holloway und Alexander Goehr (Komposition).
Erland Freudenthaler (*1963) Allegretto, ma poco tranquillo
Erland Freudenthaler:
Dieses Stück ist kein klassischer Cakewalk, auch wenn der typische Rhythmus
dieses Tanzes eingearbeitet ist. Mich interessierte in diesem Fall vielmehr die
wörtliche Übersetzung.
"The Ways Of
Lightness And Falling" for Clarinet, Violoncello and Piano, komponiert
Fundals trio
is written at
a time when I was preoccupied with a certain feeling of struggle between two
apparently opposing psychological forces,
which I, at the time
experienced as lightness and the fall from that lightness inks a sudden sense of
strong gravity.
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